Herrmann berichtet über Erfahrungen des Precobs-Tests in München und Mittelfranken
München, 24.06.2015Erfolgreicher Precobs-Test in München und Mittelfranken - Bayerns Innenminister Joachim Herrmann plant dauerhafte Beschaffung einer Prognosesoftware gegen Einbrecher: Weniger Wohnungseinbrüche und mehr Täterfestnahmen
+++ Als erfolgreich und vielversprechend hat heute Bayerns Innenminister Joachim Herrmann im Innenausschuss des Bayerischen Landtags die Erfahrungen zur Prognosesoftware 'Precobs' bezeichnet. "In den Prognosegebieten hatten wir weniger Wohnungseinbrüche und mehr Täterfestnahmen", brachte es Herrmann auf den Punkt. In München ging die Zahl der Wohnungseinbrüche von Oktober 2014 bis März 2015 um 29 Prozent zurück, in den nach einer Precobs-Prognose besonders bestreiften Bereichen sogar um 42 Prozent. Ein ähnliches Bild ergab sich laut Herrmann in Mittelfranken: "In den mittelfränkischen Precobs-Bereichen nahm die Zahl der Wohnungseinbrüche um 17,5 Prozent ab." Außerdem gelang der Polizei aufgrund der gezielten Bestreifung von Precobs-Alarmgebieten die Festnahme von 26 Personen, die beispielsweise beim Ausspionieren von Tatobjekten ertappt wurden. "Wir gehen davon aus, dass Precobs für diese positive Entwicklung einen wichtigen Beitrag geleistet hat. Deshalb werden wir Precobs oder eine vergleichbare Prognosesoftware dauerhaft für die Bayerische Polizei anschaffen", kündigte der Innenminister an. +++
Die Prognosesoftware Precobs wurde seit Oktober 2014 unter der Federführung des Bayerischen Landeskriminalamtes in München und Mittelfranken im Rahmen einer Machbarkeitsstudie getestet. Sie errechnet aus den anonymisierten Falldaten der Vergangenheit, wann und in welchem Gebiet mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einem Einbruch zu rechnen ist. Precobs arbeitet auf Basis der sogenannten 'Near-Repeat-Theorie', die in den USA wissenschaftlich nachgewiesen werden konnte. Demnach besteht nach einem Wohnungseinbruch mit bestimmter professioneller Begehungsweise in der nächsten Umgebung des Tatortes für eine gewisse Zeit ein erhöhtes Risiko für Folgeeinbrüche.
Wie der Innenminister erläuterte, bewerten speziell geschulte Kriminalisten jede Prognose. "Der Mensch und nicht der Rechner entscheidet über das 'Ob' und 'Wie' der Polizeimaßnahmen", stellte Herrmann klar. Beispielsweise fuhren Polizisten gezielt das relevante Gebiet an und patrouillierten dort zivil oder in Uniform, um Einbrecher auf frischer Tat zu erwischen oder von ihrer Tat abzuhalten. Insgesamt wurden in den Zuständigkeitsbereichen der Polizeipräsidien München und Mittelfranken 93 Gebiete in Precobs miteinbezogen und 208 Prognosen ausgegeben. Diese betrafen Stadtteile oder mehrere Straßenzüge, aber nicht etwa eine bestimmte Örtlichkeit oder Adresse. Für einige Gebiete wurden mehrfach Prognosen ausgegeben. Um potentielle Einbrecher über die hohe Polizeipräsenz nicht vorzuwarnen, hat die Polizei die konkreten Precobs-Bereiche nicht veröffentlicht.
Die Prognosesoftware Precobs ist Bestandteil eines Fünf-Punkte-Maßnahmenpakets der Bayerischen Polizei gegen Wohnungseinbruch. Dazu gehören auch bayernweite Kontrollaktionen wie zuletzt Ende März 2015 mit knapp 7.700 kontrollierten Personen und 30 Festnahmen sowie aktuell die Verstärkung der Schleierfahndung um 500 Polizisten. Darüber hinaus setzt Herrmann auf den weiteren Ausbau der nationalen und internationalen Zusammenarbeit, um den Informationsaustausch zu verbessern und die Täterfahndung zu intensivieren. Zudem sollen effektivere gesetzliche Grundlagen für wichtige Ermittlungsinstrumente der Polizei geschaffen werden, beispielsweise mit der sogenannten Vorratsdatenspeicherung, um über die Kontaktdaten eines Täters auf seine Mittäter und Hintermänner zu kommen. Zusätzliche Impulse erhofft sich der Innenminister von verstärkten Präventionsmaßnahmen: "Dass mehr als 40 Prozent der Wohnungseinbrüche im Versuchsstadium stecken bleiben, zeigt, wie wirkungsvoll auch günstige Sicherungsmöglichkeiten wie spezielle Fensterverriegelungen sein können."